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Freelancer werden: Die Checkliste für den Start

Geschrieben von Dunja Reiber | 19.01.2023 09:57:18

Du möchtest Freelancer werden und dadurch mehr Flexibilität erreichen, mehr Spaß bei der Arbeit haben und außerdem mehr verdienen? Damit bist du nicht alleine. Durch die Pandemie und die damit verbundene Zunahme von Remote Work sind die Freelancer-Zahlen in den vergangenen Jahren weltweit gestiegen. 1,57 Milliarden Menschen sind nach Zahlen der Weltbank selbstständig, das entspricht 47 Prozent der gesamten arbeitenden Bevölkerung.

Wir zeigen dir in 10 Schritten, wie du Freelancer werden kannst. Mit unserer Checkliste hast du alles auf dem Schirm und bist bereit für eine erfolgreiche Karriere in deinem Freelance-Business.

Schritt 1: Finde heraus, ob Freelancing zu dir passt

An erster Stelle steht die Frage, ob es überhaupt das Richtige für dich ist, Freelancer zu sein. Nur weil andere sich dafür entscheiden und damit glücklich sind, muss das nicht für dich gelten. Wenn die folgenden Punkte auf dich zutreffen, würde Freelancing zu dir passen:

  • Du bist diszipliniert und kannst dich gut selbst motivieren
  • Dein Zeitmanagement ist super
  • In einem festen Job wird dir schnell langweilig oder du fühlst dich eingeschränkt
  • Du legst großen Wert auf Flexibilität
  • Du kannst gut verhandeln und für dich einstehen
  • Du bist ausgeglichen und kommst damit zurecht, mal mehr und mal weniger zu arbeiten

Wenn du Freelancer in deinem Bekanntenkreis hast, kannst du dich mit ihnen austauschen und erfahren, welche Eigenschaften du ihrer Meinung nach mitbringen solltest.

In unserem Artikel “Bereit für Freelancing: Soll ich mich selbstständig machen?” bekommst du noch mehr Unterstützung bei der Entscheidung.

Schritt 2: Definiere dein Angebot

Welche Leistungen möchtest du anbieten? Diese Auswahl ist wichtig für viele spätere Schritte, unter anderem für die Kundengewinnung und die Frage, ob du als Freiberufler giltst oder nicht.

Vielleicht denkst du, dass es sinnvoll ist, dich möglichst breit aufzustellen und dadurch möglichst viele Kunden anzusprechen. Oft ist aber das Gegenteil besser: Wenn du dich spezialisierst, wirst du eher als Experte wahrgenommen, bist stärker nachgefragt und kannst höhere Honorare verlangen.

Als Designer kannst du dich zum Beispiel auf einen bestimmten Stil festlegen, als Texter einen spezialisierten Themenbereich behandeln oder als Berater entscheiden, nur mit Start-ups zu arbeiten. Hauptsache du achtest auf deine Fähigkeiten und bisherigen Erfahrungen, damit du mit deiner Auswahl auch Erfolg hast.

Schritt 3: Freiberufler oder Gewerbetreibender?

Wenn du Freelancer werden willst, solltest du dich mit dem Thema Freiberuflichkeit beschäftigen, bevor du deine Selbstständigkeit anmeldest. Freelancer und Freiberufler sind nicht dasselbe, auch wenn die Begriffe oft verwechselt werden. 

Freiberufler gehören zu einer bestimmten Gruppe von Selbstständigen, für die besondere Regeln gelten. Sie müssen zum Beispiel keine Gewerbesteuer zahlen und haben es bei der Buchhaltung leichter. Wer wissenschaftlich, künstlerisch oder erzieherisch arbeitet, ist oft Freiberufler. Wenn du eher administrativ tätig bist, musst du wahrscheinlich ein Gewerbe anmelden.

Ob du den Status erhältst, entscheidet das Finanzamt. Du kannst dort vor deiner Anmeldung nachfragen oder dich bei einem Steuerberater erkundigen, ob eine Freiberuflichkeit für dich realistisch ist.

Mehr über das Thema erfährst du in unserem Artikel “Freiberufler oder Gewerbe anmelden als Freelancer?”.

Schritt 4: Als Freelancer anmelden

Wenn du weißt, was du anbieten möchtest und ob du damit voraussichtlich als Freiberufler eingestuft wirst oder nicht, kannst du dich als Freelancer anmelden. Das passiert beim Finanzamt an deinem Wohnsitz beziehungsweise Unternehmenssitz. Du füllst dort den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung aus. Darin machst du Angaben zu dir, deiner geplanten Tätigkeit und den Umsätzen, die du erwartest.

Als Freiberufler ist die Anmeldung damit schon geschafft. Du bekommst kurz darauf deine Steuernummer zugeschickt. Wenn du Gewerbetreibender bist, meldest du dich zusätzlich noch beim Gewerbeamt an. Das ist aber weniger umfangreich als der Fragebogen für das Finanzamt.

Detaillierte Informationen zur Freelancer-Anmeldung bekommst du in unserem Artikel “Als Freelancer anmelden: Was du wissen musst”.

Schritt 5: Deinen Stunden- und Tagessatz festlegen

Glückwunsch, du bist jetzt offiziell Freelancer! Das bringt uns zu einem sehr wichtigen Thema: deinem Honorar. Wenn du vorher nur angestellt gearbeitet hast, bist du dir möglicherweise unsicher, was du verlangen kannst und solltest. Nimm dir auf jeden Fall genug Zeit für diese Frage, damit du dich nicht unter Wert verkaufst.

Vermeide es, von deinem bisherigen Gehalt als Angestellter auszugehen und es auf Stunden herunterzurechnen. Als Freelancer ist einiges anders, zum Beispiel:

  • Du musst du deine Krankenversicherung komplett selbst bezahlen.
  • Du hast Ausgaben für dein Business.
  • Du bekommst kein Geld, wenn du Urlaub hast oder krank bist.
  • Du musst Geld für die Steuer zurücklegen.

Wenn du zu wenig verlangst, bekommst du schnell Probleme. Versuche also, deinen Bedarf realistisch zu ermitteln und darauf aufbauend deinen Stunden- oder Tagessatz festzulegen. Zusätzlich kannst du dich auch mit anderen Freelancern aus deinem Bereich vergleichen und so herausfinden, was realistisch ist.

Eine genaue Anleitung findest du in unserem Artikel “Stundensatz berechnen als Freelancer in 3 Schritten”.

Schritt 6: Über Versicherungen informieren

Als Angestellter bist du in der Regel über deinen Arbeitgeber gesetzlich krankenversichert - es sei denn, du hast ein hohes Einkommen und hast dich für eine private Krankenversicherung entschieden. Sobald du dich selbstständig machst, hast du die Wahl: Du kannst gesetzlich versichert bleiben oder dich privat versichern. Was für dich besser ist, hängt von vielen Faktoren ab. In unserem Artikel “Krankenversicherung als Freelancer: Was du wissen musst” geben wir dir einen Überblick.

Außerdem gibt es noch weitere Versicherungen, die für dich als Freelancer ein Thema werden sollten. Nicht alle sind unbedingt nötig, aber du solltest dich damit beschäftigen und entscheiden, was du brauchst und was nicht. Zu den Versicherungen gehören:

  • Rentenversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Berufshaftpflicht/Vermögensschadenhaftpflicht
  • Betriebshaftpflicht
  • Rechtsschutzversicherung

In unserem Artikel “Diese Versicherungen brauchst du als Freelancer” erfährst du mehr.

Schritt 7: Steuern verstehen

Für viele Menschen ist das Thema Steuern mit einem großen Fragezeichen verbunden und als Freelancer wird es im Vergleich zum Angestelltendasein nicht leichter. Es kann eine gute Idee sein, einen Steuerberater zu beauftragen. Dadurch sparst du Zeit, Nerven und in vielen Fällen auch Geld.

Trotzdem solltest du dich mit den Basics auseinandersetzen und die verschiedenen Arten von Steuern verstehen:

  • Einkommensteuer
  • Umsatzsteuer
  • Gewerbesteuer (wenn du kein Freiberufler bist)

Bei der Einkommensteuer leistest du in der Regel Vorauszahlungen, die auf deinen letzten Einnahmen oder (im ersten Jahr) auf der Schätzung deiner Einnahmen basieren. Wenn du mehr verdienst, kommt es zu Nachzahlungen. Deshalb solltest du in diesem Fall Geld für die Steuer zurücklegen, damit du keine böse Überraschung erlebst.

Weitere Informationen bekommst du im Artikel “Steuern als Freelancer: Das musst du wissen”

Schritt 8: Kunden gewinnen

Das Set-up steht: Du kennst dein Angebot und deinen Stundensatz, du bist offiziell als Freelancer angemeldet und weißt Bescheid über Versicherungen und Steuern. Jetzt kommen wir zu einem sehr wichtigen Bereich: der Kundengewinnung. Als Angestellter kommt deine Arbeit automatisch zu dir, aber als Freelancer musst du selbst dafür sorgen, dass du genug Aufträge und damit genug Einkommen hast.

Am Anfang startest du vielleicht mit Kunden aus deinem privaten Umfeld oder ehemaligen Kollegen, die Projekte für dich haben. Doch auf lange Sicht solltest du dich nicht nur auf dein bestehendes Netzwerk verlassen, sondern kontinuierlich Zeit in Kundengewinnung investieren, zum Beispiel durch:

  • Deine eigene Website
  • Social Media
  • Freelancer-Plattformen
  • Networking
  • Kooperationen mit anderen Freelancern
  • Anzeigen

Im Artikel “Kunden finden: Als Freelancer Aufträge bekommen” geben wir dir einen ausführlichen Überblick über das Thema.

Schritt 9: Scheinselbstständigkeit vermeiden

Scheinselbstständigkeit bedeutet, dass dein Kunde dich wie einen Angestellten behandelt, obwohl du selbstständig bist. Er spart sich dadurch Sozialabgaben und muss dich nicht bei Krankheit oder Urlaub bezahlen, gleichzeitig bekommt er aber dieselbe Leistung von dir wie von seinen Angestellten. Diese Konstellation wird in Deutschland verfolgt und bestraft.

Achte am besten von Anfang an darauf, dass du nicht in eine Scheinselbstständigkeit gerätst. Zum Beispiel durch diese Punkte:

  • Lass dir keine Weisungen von Kunden geben (Briefings sind natürlich okay)
  • Vermeide eine Eingliederung ins Unternehmen, zum Beispiel in die Systeme des Kunden
  • Arbeite in deinen Räumen und mit deinem Equipment
  • Akzeptiere nicht, dass du Urlaube mit dem Kunden abstimmen oder dich bei ihm krankmelden musst
  • Arbeite idealerweise für mehrere Kunden parallel

Weitere Tipps bekommst du in unserem Artikel “Scheinselbstständigkeit vermeiden als Freelancer: So geht’s”.

Schritt 10: Gute Work-Life-Balance erreichen

Für viele Freelancer ist es herausfordernd, sich ausreichend zu entspannen und zu erholen. Denn einerseits haben sie viel Flexibilität und können über ihren Urlaub selbst entscheiden, andererseits wollen sie ihre Kunden zufriedenstellen und durch viel Arbeit für ein hohes Einkommen sorgen.

Langfristig ist es aber sehr empfehlenswert, dass du auf dich achtest und dir Pausen gönnst. So bist du zufriedener und bringst bessere Leistungen. In unserem Artikel “So findest du deine Work-Life-Balance als Freelancer” geben wir dir viele Tipps dazu. 

Wir hoffen, dass dir diese Checkliste bei deinem Plan weiterhilft, Freelancer zu werden. Viel Erfolg dabei! 

 

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Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen erstellt, er ersetzt aber keine rechtliche oder steuerliche Beratung.